Ja, dann versuche ich auch mal eine Einschätzung. Vorneweg, ich freue mich auch über jede Initiative, die den Fokus endlich einmal auf die Weiterbildung richtet und den vielen Absichtsbekundungen Taten folgen lassen will!
Und die Beteiligten haben einige Hausaufgaben gemacht. Viele Stichworte aus der aktuellen Diskussion - von Microlearning bis Netflix - finden wir wieder.
Trotzdem plädiere ich im Moment für "Kopfgeburt". Mein wichtigster Punkt: Ich bin skeptisch, was Versuche angeht, eine zentrale Infrastruktur für Weiterbildung zu schaffen.
Ja, es gibt die Sorge, dass mehr Orientierung im Netz guttäte, dass es eine Anlaufstelle für alle Fragen rund um Weiterbildung geben sollte und dass viele Menschen (Unternehmen, Mitarbeitene) noch ganz am Anfang ihrer Online-Reise stehen. Ja, es gibt (immer) die Sorge, dass die internationalen, englischsprachigen Anbieter den Markt dominieren (Deshalb werden ja parallel gerade „Machbarkeitsstudien für eine nationale Plattform für die Hochschullehre“ erstellt!! Ich hoffe, die Beteiligten wissen voneinander

).
Kurz: MILLA will fast alles und muss deshalb alle Beteiligten (Stakeholder) der Weiterbildung an einen Tisch bringen. Das wird dauern. 1, 2 oder 5 Jahre? In dieser Zeit bleibt das Netz nicht stehen. Auf Udemy gibt es heute schon Hunderte Kurse in deutscher Sprache. Das wird sicher spannend zu sehen, auf welche Situation MILLA in 5 Jahren trifft!
Noch ein zweiter Punkt: In dem vorgestellten Modell (wenn ich es richtig verstehe) treten die Anbieter von Weiterbildung in Vorleistung und werden nach Nutzung ihrer Angebote via MILLA bezahlt. Ich lese das wie folgt: Kein Weiterbildungsanbieter wird seine eigenen Plattformen, seine eigenen Vertriebswege und Geschäftsmodelle aufgeben. Sie werden sich entspannt zurücklehnen und MILLA als eine interessante Zweitverwertung betrachten (die man als ein Anbieter unter vielen auch nur bedingt steuern oder beinflussen kann).
Abschließend: Ich kann nicht leugnen, dass das Modell seine Reize hat. Endlich mal ein bildungspolitisches Konzept!! Und ich sehe auch, dass meine Bedenken die eines fortgeschrittenen Web-Nutzers sind - da sind also sicher blinde Flecke.
Aber ich würde gerne auch Alternativen diskutieren wollen. Warum nicht zum Beispiel 2020 zum Jahr der "Digitalen Kompetenzen" ausrufen und bundesweit, regional und lokal Ideen, Initiativen und Konzepte sammeln - und umsetzen? Mit den Milliarden kann man doch arbeiten ...